„Schriftsteller lügen immer“, behauptete Isabel Allende. Und nannte damit vermutlich schon den Grund, warum sie Erfolgsautorin und nicht Sekretärin geworden ist. Obwohl Sie bei weitem nicht an Frau Allendes Honorare herankommen, müssen Sie sich gelegentlich schriftstellerisch betätigen. Warum? Weil Ihr Chef es so will.
Natürlich würde er nie von Ihnen verlangen, dass Sie ausdrücklich für ihn lügen! Er möchte nur, dass Sie ihn in gewissen Situationen verleugnen. Etwa wenn ein Anrufer ihn am Telefon verlangt, er aber ungestört bleiben möchte - warum auch immer. Dann müssen Sie mitteilen, er habe vor einer Viertelstunde das Büro verlassen.
Oder wenn Ihr Chef eine Einladung bekommt, aber absolut keine Lust hat, an dem Ereignis teilzunehmen. Er sagt dann womöglich ganz einfach: „Ich habe keinen Bock auf XY, der kann mich mal; ich gehe nicht zu seinem Geburtstag." Sie schreiben dann in Ihrer Absage - ja, was nur?
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„Sehr geehrter Herr XY. Herzlichen Glückwunsch zum runden Geburtstag! Vielen Dank auch für die nette Einladung! Leider muss ich absagen. An diesem Tag nimmt meine Tochter mit ihrem Kaninchen an einem Geschicklichkeitswettbewerb teil, und das finde ich allemal spannender als Ihre Langweilerveranstaltung.“
Ein solches Schreiben ist durchaus glaubwürdig. Damit hätten Sie die erste Voraussetzung des Lügens erfüllt. Doch schmerzt die Wahrheit in einem solchen Fall viel mehr! Sie müssen also so lügen, dass Ihnen a) geglaubt wird und b) der von Ihnen angegebene Grund weder Verletzte (Menschen) noch Tote (Geschäftsbeziehungen) hinterlässt.
Natürlich müssen auch Sie selber mit der Unwahrheit leben können. Eine gute Entschuldigung liefert Ihnen wieder Isabel Allende: „Lügen können nur ehrliche Menschen", ist die Chilenin überzeugt. Falls Sie mit dieser Rechtfertigung immer noch Probleme haben, können Sie sich halbwegs guten Gewissens sagen, dass Sie ja für jemand anderen lügen - nämlich für Ihren Chef!
„Eine Lüge ist ein Double, das die Wahrheit in gefährlichen Situationen vertritt.“ Das sagte einmal der polnische Schriftsteller Wiesław Brudzinski. Wichtig in seinem Satz ist das Adjektiv: Wenn die Lüge auffliegt, wird es erst recht gefährlich! „Mit der Wahrheit“, assistierte Brudzinskis deutscher Kollege Hans Kasper, „kann man allenfalls leger umgehen. Lügen muss man ganz genau.“
Wenn Sie einen Termin absagen müssen, gibt es drei Grundregeln, die Sie beachten sollten:
Am besten, Sie gehen in vier Schritten vor:
Auch die richtige Form der Absage ist wichtig!
Sagen Sie eine schriftliche Einladung immer auch schriftlich ab. Wurde eine Antwortkarte mitgeschickt, liegt es nahe, Ihre Absage auf diesem Weg zu übermitteln. Aber reicht das aus? Wäre der Empfänger dann nicht enttäuscht? Besser ist es, wenn Sie zusätzlich einen kurzen Brief beilegen, in dem Sie das Nichterscheinen Ihres Chefs erklären!
Wählen Sie für Ihre schriftliche Absage bitte nicht das übliche Geschäftspapier! Verwenden sie Repräsentationsbögen oder persönliches, gedrucktes Briefpapier. Das zeigt mehr Stil. Hat Ihr Chef zum Einladenden eine persönliche Beziehung? Will er glaubwürdig erscheinen? Dann ist es ein Muss, dass er die Absage persönlich unterschreibt.
So drücken Sie die Absage in akzeptablen Worten aus
Möchte Ihr Chef eine Einladung nicht wahrnehmen, müssen wenigstens die erklärenden Worte überzeugend ausfallen. Ein paar nette Zeilen zusätzlich sollten Sie auf jeden Fall schreiben. Das verlangt allein schon die Höflichkeit. Hier sind Beispielformulierungen, die eine Absage in gutem Licht erscheinen lassen:
Nicht immer lässt sich ein konkretes Ereignis vorschieben, mit dem sich die Absage begründen lässt. Fällt Ihnen oder Ihrem Chef kein solcher Grund ein (zumindest kein überzeugender und nachvollziehbarer), sollten Sie in Ihrer Absage auch keinen nennen. Schreiben Sie in einem solchen Fall Sätze wie diese:
„Die Menschen sind alle so geartet, dass sie lieber eine Lüge als eine Absage hören wollen.“ Was der antike römische Schriftsteller und Politiker Marcus Tullius Cicero vor mehr als zwei Jahrtausenden sagte, klingt auch heute nicht ganz fremd. Ihre Absage darf sich unter keinen Umständen so anhören, als würde etwas Unangenehmes oder Umständliches abgelehnt.
Schließlich war die Einladung an Sie ein netter Zug des Gastgebers. Dem sollten Sie in Ihrer Absage Rechnung tragen. Stellen Sie sich den Versender der Einladung als freundlichen, höflichen, rücksichtsvollen Menschen vor! Daher sollten sie ihm auch in ebensolcher Weise absagen.
Ein passendes Seminar zum Thema, gibt's hier: